Der erste Tag vom Rest meines Lebens

Genre: "Lückenfüller"

Pairing: Canon

Warnung: -

Alter: ab 12

kurze Zusammenfassung: Ich schreibe die Verwandlungen der Cullens aus ihrer jeweiligen Sicht. Mit einer kleinen Vor- und Nachgeschichte. Wer waren sie als Menschen und wie sah ihre unmittelbare Zeit nach der Verwandlung aus? Wie haben sie ihre speziellen Kräfte erkannt, ihre Geliebten gefunden oder mit ihrer menschlichen Vergangenheit abgeschlossen?
NOTE: Ich bin KEIN Fan der Serie, die Fanfiktion wurde aber geschrieben als ich noch einer war und hat mich durch meine Entwicklung zum Anti- Twilighter begleitet. Trotzdem habe ich versucht dem Twilight Canon gerecht zu bleiben und ich finde die Geschichte hat keine Einflüsse meiner jetzt negativen Gefühle zu der Biss- Reihe. Ich wollte nur das ihr es wisst - viel Spaß damit noch!

~~~

Carlisle:

Ich rannte ganz vorne mit den anderen mit, die Fackeln tauchten die dunkle Umgebung in unheimliches Licht. Noch während ich mit der aufgehetzten Masse durch die dunklen Straßen rannte dachte ich zweifelnd darüber nach was ich hier tat. War das hier wirklich Gottes weg? Der Weg dessen, der Liebe und Zuneigung zwischen uns schuf? Hatte er diese anderen Geschöpfe nicht genauso wie dich und mich erschaffen? Sollten wir sie jagen? Durften wir das? Doch ich wusste, dass es jetzt bereits unmöglich war aus der Meute zu fliehen ohne totgetrampelt zu werden, besonders da ich in der Mitte und vorne war. Der Sohn des heiligen Oberhauptes dieser Stadt musste natürlich bei diesem Event ganz vorne dabei sein, innerlich seufzte ich. Diese Hetzjagd passte mir nicht. Meine Idee der Religion Christi war eine friedvolle, liebevolle. Doch das hier war Meuchelmord. Ich nannte es natürlich nur in Gedanken beim Namen, ich hätte es nie wagen können das auch nur vor irgendjemanden zu erwähnen. Sie würden es nicht verstehen und noch weniger würde es Vater tun… Er war ja schon jetzt in ständigem Zwist mit mir da ich seiner Meinung nach nicht genug Sünder und Dämonen überführte und hinrichten ließ. Wieder seufzte ich…
Ich ließ einige Männer neben mir mit den Fackeln winken, wir waren fast schon da und sollten nun auf der Hut sein. Doch so laut wie die Masse sich bewegte, den Geruch den sie mitbrachte und den gewaltigen Anblick den sie bot – das würde kein Mensch und schon gar keine Höllenkreatur übersehen/ -hören/ -riechen.
Und dann sahen wir ihn, rennend, in eine schwarze Kutte gekleidet. Ich rannte los ohne auf meine Mitstreiter zu achten. War er tatsächlich einer von ihnen? Hatten wir sie endlich gefunden und konnten die Menschen die wir liebten vor ihnen schützen? Meine Beine brachten mich immer schneller voran und schließlich ließ ich die anderen hinter mir und fixierte mich nur noch auf die Gestalt vor mir.
Und da drehte er sich um, seine dämonisch rot leuchtenden Augen funkelten mich gierig an. Er blieb tatsächlich stehen und ohne darüber nachzudenken rief ich den Namen Christi in Angst und Bestürzung als ich dieses teuflische Geschöpf erblickte. Ich erstarrte selbst. Und dann ging alles schneller als ich denken oder sehen konnte. Ein stechender Schmerz, ein blumiger Duft, die Schwäche in meinen Beinen, steinerne Arme die mich fest umklammerten, die Schwärze um meinen Augen. Und genauso schnell war es vorbei, ich hörte es knurren und dann die Schreie einige der Männer, Blut wurde bespritz und floss um mich herum - mein eigenes oder fremdes? Ich konnte nicht mehr oben und unten unterscheiden. Ich hörte einige erstickte und geschriene entsetzte Rufe. Ein Name wurde von einigen gerufen während sie es weiter verfolgten und mich liegen ließen. Um mich herum erkannte ich zuerst das Blut und dann die beiden anderen Körper. Der Kopf des einen war zertrümmert und Blut und eine andere Masse quoll aus ihm heraus. Ich wandte den Blick ab und hörte wie der andere Sterbend, den Namen Gottes flehend, blutete. Ich wusste, dass er sterben würde und sollte er auch überleben, so gab es keine Chance für ihn de Sicherheitsmaßnahmen zu entkommen. Ich schluckte schwer als mir klar wurde dass ich, so wie die anderen beiden ebenfalls von dieser Kreatur berührt worden war. Auch mich würden sie verbrennen um sicherzugehen. Nein, nicht sie. Mein eigener Vater würde es tun. Ich wusste, dass ich ihnen entkommen musste wenn ich es schaffen wollte. Ich robbte also von der Straße, eine Hand auf die Wunde im Hals gepresst, und zog mich mühsam weiter bis ich einen verfaulten Geruch vernahm. Ich folgte ihm und hoffte darauf dort auch unbeachtete zu bleiben so wie die Kartoffeln – ich identifizierte den Geruch schließlich – auch. Vielleicht hatte ich Glück und blieb solange unbemerkt bis ich stark genug war mich zu einem Arzt und dann hinfort zu schleppen. Ich lehnte mich an den Berg Kartoffeln und atmete schwer, ihr hörte wie es begann zu regnen und seufzte zufrieden. Der Regen würde meine Spuren verwischen. Sie würden mich nicht so schnell finden. Ich hoffte nur ich war weit genug fort gekommen. Die Schwäche griff immer stärker um mich, so schnell wie das Blut aus meinem Körper rann. Die Wunde brannte, brannte wirklich, wortwörtlich. Ich biss die Zähne zusammen. Sollte ich schreien konnte ich jede Hoffnung darauf vergessen unsichtbar zu bleiben. Das Brennen wurde stärker, es wanderte – war das normal? Nun, es gab nicht viele die ich hätte fragen können. Vielleicht war das die Aufgabe solcher Monster, töteten sie nicht, so quälten sie diejenigen die es überlebten solange bis sie sich vor Schmerz selbst das Leben nahmen. So fühlte es sich an. Als müsse ich mich auf dem Boden wälzen um den Schmerz zu lindern. Es war als würde das Feuer sich immer weiter vor fressen, nur langsamer als normales Feuer. Es brannte so sehr, dass ich sogar hinsah um zu sicherzugehen nicht wirklich Feuer gefangen zu haben. Doch da war nur die klaffende Wunde und das Blut das nicht mehr floss. Wie viel Zeit war vergangen? War es etwa schon geronnen? Konnte das sein? Der wieder erstarkende Schmerz nahm mir den Verstand sodass ich mir darüber keine Gedanken mehr machen konnte. Er schien sich jeden Winkel meines Körpers zu suchen um sich dort einzunisten. Es schmerzte so sehr. Roch denn niemand den Gestank von versengtem Fleisch? Konnte denn niemand den Rauch sehen? Konnte niemand dieses Feuer stillen? Konnte denn nichts dieses Feuer stillen? Doch ein Stimmchen verriet mir wieder, dass dieses Feuer nur in mir tobte, unsichtbar, so wie ich und die Kartoffeln, für meine Umgebung. So unsichtbar musste ich bleiben, ich biss die Zähne noch fester zusammen und hörte sie knirschen. Meine Finger krallten sich in den Boden und ich riss meinen Kopf zurück. Mein Atem ging stockend. Der Schmerz war unerträglich und er wanderte noch immer, weiter und weiter. Wie lange konnte ich das überleben? Würde ich das überleben? Sollte ich überhaupt?
Wie lange lag ich nun hier, unbemerkt, vergammelnd und brennend?
Licht, die Sonne ging auf und bevor ich mich versah versank sie schon wieder. Hatte diese Pein ihren Höhepunkte denn noch nicht erreicht? Hatte sie nicht bereits meine Knochen und meine Haut verbrannt, musste sie nicht langsam ersterben so wie ich? Doch nichts geschah, als dass es schlimmer wurde. Das Feuer wanderte noch immer, immer weiter. Es hatte meine Finger erreicht und meinen Kopf – das war das schlimmste bisher, es fühlte sich an als würde man meine Augen ausstechen, die Ohren auskratzen und meine Kopfhaut mit flammendem Teer belegen.
Wieder ging die Sonne unter, meine Brust und mein Rücken brannten nun ebenfalls, mein Herz, meine Lungen, alles schien in Feuer getaucht. Und noch ehe ich es erfassen konnte war bereits die Sonne wieder aufgegangen, der zweite Tag meiner Qual erweiterte sie um den Bereich meines Bauches. Es wanderte weiter biss es meine Knie erreichte, da ging die Sonne schon wieder unter. Als der dritte Tag anbrach, brannten meine Füße ich Eintracht mit dem Rest meines Körpers. Ich keuchte als ich bemerkte, dass nun mein ganzer Körper in Schmerz entflammt war. Ich riss meine Augen auf. Um Himmels Willen würden diese Qualen denn nie enden?
Es war schwer – fast unmöglich - nicht zu schreien, doch wäre all diese Qual nicht umsonst würde ich mich durch einen Schrei verraten? Es würde schon aufhören, es musste irgendwann aufhören. Es musste einfach.
Und dann merkte ich wie es zurückging, um einiges schneller als es sich ausgebreitet hatte und sich schließlich um mein Herz konzentrierte. Dort brannte es noch stärker, einmal loderte die sterbende Flamme auf, dann erstarb sie und nahm mein Leben mit sich, mein Herzschlag verstummte…

Nichts.

Kein Licht.

Kein Gericht.

Kein ewiges Jenseits.

Eine andere Ewigkeit wartete.

Ich blinzelte. Ich war nicht tot? Doch mein Herz, es schlug nicht mehr! Langsam setzte ich mich auf und betrachtete meine Hände. Die Sonne war wieder untergegangen Irgendwie waren sie anders, meine Hände. Sie waren so hell, heller als zuvor, ich sah an meinem Körper hinab, auch der Rest war heller. Jedenfalls das was ich sehen konnte, schließlich war ich vollkommen bekleidet. Soweit ich das einschätzen konnte waren drei Tage vergangen und ich konnte unmöglich wieder ganz gesund sein. Besonders nach der Bisswunde die ich hatte. Ich griff automatisch dorthin. Nichts. Doch ich konnte das Blut im Keller sehen, geronnen doch unverkennbar meines, denn die Spur führte zum Eingang. Ich folgte ihr. Als ich auf die dunkle Straße hinausblickte erschrak ich.
Ich sah alles, alles, haarscharf. Als wäre es helllichter Tag und ich kein Mensch, sondern ein Adler! Langsam trat ich hinaus und blickte mich um. Alles war so scharf, ich konnte so viel weiter sehen als zuvor, wie faszinierend. Ich blickte alles gespannt an, jede Rille erschien mir wertvoll, da ich sie zuvor nie erkannt hätte. Kleine Insekten wirkten wie wunderbare Kunstwerke, besonders wenn sie ins Licht flogen. Es wirkte alles so phantastisch, dass es schwer war sich loszureißen als ich Schritte hörte. Sie waren entfernt, also hatte ich genug Zeit mich wieder hinter der Tür zu verstecken und durch eine Rille hindurchzuspähen. Es dauerte eine halbe Ewigkeit – ich sollte noch lernen mit diesem Wort vorsichtiger umzugehen – bis sie sich endlich näherte und…
Sie brachten Gerüche mit sich, sie stanken, widerlich, nach Dreck und Unrat. Doch da war noch etwas und es kam mir vor als müsse ich erstart sein. Blut. Ich roch es. Aber es war nicht so wie ich es mir vorgestellt hätte. So wie es schmeckt, es schmeckte metallisch, das wusste jeder, doch plötzlich roch es anders. Einladend. Und ich wusste, dass es ihr Blut war. Ich kauerte mich hin und hielt sie fest im Blick, ich würde springen und dem einen die Kehle ausbeißen und den anderen dann verfolgen sodass er mich nicht verriet.
Es brauchte einen Moment bis ich verstand was ich da dachte, ich erstarrte vollkommen. Was tat ich hier eigentlich? Erschrocken wich ich zurück und schloss die Augen, nahm tief Luft um auch sie anzuhalten und blieb starr stehen. Ich horschte bis sie außer Hörweite waren – was wieder eine halbe Ewigkeit brauchte – und auch sonst niemandes Schritte in unmittelbarer Umgebung waren.
Dann rannte ich hinaus, musste es sehen – mein Gesicht – meine Augen.
Ich rannte zum Fluss hinunter. Er war dunkel, dreckig und doch für meine neuen Augen klar genug um mich darin zu spiegeln.
Ich sah mein blondes Haar, dass meines war und doch vollkommen fremd aussah. Meine Haut, hell und glatt, ohne einen Fleck, marmorn. Ich fuhr mit dem Finger darüber und sie schien auch so glatt wie Marmor. Dann traute ich dort hinzusehen, wo ich es bisher tunlichst vermieden hatte meinen Blick hinzulenken. Ich starrte ins Wasser und das Monster von vor drei Tagen blickte mir daraus hervor. Ich stolperte zurück und atmete heftig – bemerkte, dass ich erst jetzt wieder zu atmen begonnen hatte. Rot, sie waren rot.
Wieder starrte ich in das Wasser, dieses Mal auf den Anblick gefasst. Ich starrte in die Augen des Monsters das ich geworden war und wunderte mich wieso sich keine Tränen in sie füllten wobei mir doch zum Weinen zumute war.
Ich war was ich verfolgt, was ich gejagt hatte.
Deshalb hatte ich weder Herz, noch spürte ich Schmerz, außer den Schmerz des Verlangens den ich gerade spürte als die beiden Männer an mir vorbeiliefen.
Widerlich.
Wie konnte ich nur? Wie konnte ich nur? Wie?
Ich schüttelte mich und schwor mir nie einen Menschen anzurühren. Nie jemanden zu töten. Niemals.
Eher tötete ich mich selbst und diese Idee schien plötzlich ganz wunderbar. Wieso eigentlich nicht? Wer weiß, vielleicht war es möglich?
Ich rannte zurück, direkt zur Kathedrale und kletterte hinauf - ich war plötzlich so schnell wahrscheinlich konnte mich kaum ein Mensch sehen – bis ich an der Spitze stand. Von dort stürzte ich mich hinab, doch ich kam nur mit einem ohrenbetäubenden Krachen an und hinterließ einen tiefen Riss im Boden – mein Körper blieb unversehrt. Ich rappelte mich auf und verschwand bevor irgendjemand einen Blick zu mir werfen konnte. So versuchte ich auch andere, höhere Gebäude zu finden, doch meine Versuche blieben erfolglos.
Es wurde wohl einfach noch kein Gebäude gebaut das hoch genug war.
So versuchte ich mich an die Methoden zu erinnern die mein Vater verwandte. Ein Pflock. Das sollte nicht schwer sein.
Doch weder ein Pflock noch ein Stahlträger hätten meine Brust durchbrechen können. Auch das sah ich bald ein.
Das Meer war mein nächster Anlauf – ich hatte es immer geliebt, vielleicht erwies es mir ja den kleinen Gefallen mich umzubringen. Doch auch das war ohne erfolgt. Ich hatte erwartet das schwerste wäre gegen den Drang zu atmen anzukämpfen, doch das war es nicht. Es war erschreckend, doch als sich meine Lungen mit Wasser füllten war es als würde ich atmen, nur schwerer und feuchter. Ich konnte also wie ein Fisch unter Wasser schwimmen oder liegen oder stehen oder mich von einem Hai anfallen lassen der sich wortwörtlich die Zähne an mir ausbiss. Es war zum Haare raufen.
Also tauchte ich nach einer Weile wieder auf und leerte meine Lungen um wieder atmen zu können, auch wenn ich es anscheinend nicht brauchte.
Mein nächster Versuch folgte mehr der Logik dessen was ich geworden war, als der eines Menschen – ich hungerte oder eher durstete. Natürlich hatte ich bisher auch noch keinen Menschen angefasst, jedes Mal wenn meine Sinne danach verlangten – wenn ich den Menschen zu nahe kam, rissen mich meine Gefühle wie einen tollwütigen Hund an der Leine wieder zurück. Und das war gut so. Ich hasste mich jetzt schon genug, wie könnte ich mit der Schuld weiterleben – und das so weit ich wusste bis in alle Ewigkeit – einen Menschen getötet zu haben?
Also verschwand ich in den Wald, an die Orte die so weit und so verborgen waren, dass die Menschen sie höchstwahrscheinlich meiden würden. Das taten sie Gott sei Dank auch. Ich streifte durch die Nacht – da ich entdeckte, dass ich bei Tageslicht leuchtete wie ein Diamant, was mir nicht wirklich große Freude bereitete, und ich damit bei meinem Glück nur noch Menschen angelockt hätte – und versteckte mich tagsüber. Ich machte mir große Gedanken was ich tun konnte. Ich wurde immer schwächer, aber ich starb nicht. Vielleicht dauerte es einfach viel länger als bei Menschen? Aber ich wollte keine anderen Menschen in Gefahr bringen denn ich erwischte mich immer öfter darauf zu hoffen, dass endlich jemand vorbei kam an dem ich mich nähren konnte. Ich schreckte vor dem Gedanken zurück. Nein, niemals! Ich war ein Monster, grauenhaft. Ein Mörder obwohl ich nicht getötet hatte. Doch reichte nicht der Wunsch, das Gelüst, allein der Gedanke bereits aus?
Ich versuchte zu schlafen, doch ich schloss nur meine Augen, ich brauchte mich nicht Stärken, denn ich war immer bei Kräften. Ich entspannte nur meine Muskeln und lauschte dem Wald. Dem Rauschen der Blätter, den leisen Geräuschen die die Tiere des Waldes verursachten. Es war wundervoll, friedfertig. Und dann hörte ich Rehe, eine ganze Herde und den Duft den sie mitbrachten.
Hmm… Rehfleisch und im nächsten Moment lagen meine Zähne tief in besagtem Fleisch eines Bockes begraben und bevor er sich noch oft winden konnte war er bereits tot und der rote Lebenssaft floss durch meine Kehle. Das tat gut. Ziemlich gut sogar. Das beste war weder der Geruch, noch der Geschmack noch die wiederkehrende Stärke in meine Glieder. Es war vielmehr… die Erkenntnis. Ich wusste nun, dass es eine Möglichkeit gab und mein Gehirn erfasste sie so blitzschnell, bearbeitete sie so geschwind, dass ein anderer Teil meines Gehirns damit beschäftigt war sich darüber zu wundern. Es dauerte nicht lange und ich konnte den Menschen langsam näher kommen, ich konnte mir wieder in die Augen sehen und sie waren nicht nur äußerlich – denn nun waren sie gelb und nicht rot – anders sondern vor allen Dingen innerlich. Die Augen sind die Spiegel der Seele und meine Seele war nicht blutbefleckt. Ich hatte nicht gemordet. Mein Gewissen war rein.

Die Ewigkeit konnte beginnen.

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Edward:

Meine Welt bestand aus Schmerz. Seit Wochen war sie nichts anderes, entweder ich schlief oder es schmerzte. Ich wusste nicht einmal ob es Schlaf oder Ohnmacht war. Ich sah nur, dass meine Mutter bei mir wenn ich wach war, selbst todkrank, und doch wich sie nicht von meiner Seite. Und da war dieser Engel. Ja, so stellte man sich Engel vor. Helle blonde Haare, ebensolche Augen, die Haut strahlend weiß. Er musste einfach ein Engel sein, denn sooft ich erwachte war er da. Er sprach mit einer himmlischen Stimme, so beruhigend, so sanft, so leise und doch so klar. Ihn auch nur anzusehen bereitete mir Linderung. Er war so schön. Es war eigenartig so von einem Mann zu denken. Die Männer die ich kannte waren alle hart und grob, dreckig oder streng. Mein Vater war irgendwie ein wenig von alledem gewesen. Ein Bankier, reich und wohlerzogen, streng und voller Erwartungen was seinen einzigen Sohn anging. Doch die Gesundheit hatte er weder sich noch seiner Familie erkaufen können. Ich hatte nie viel mit ihm zu tun, entweder er arbeitete, aß oder schlief. Er war nie da. Immer wenn er bei mir war schimpfte er mich warum ich nicht dies oder das tat. Ich mochte ihn nicht. Er wollte dass ich in seine Fußstapfen trat, ich wollte meine eigenen Fußstapfen bilden.
Ich wollte Soldat sein. Seit Jahren gab es nichts das mein Herz mehr begehrte. Schon der Gedanke daran ließ ein Grinsen auf mein Gesicht erscheinen. Kämpfen, siegen, Glorie. Eine Ironie, dass die Krankheit der ich und meine Familie gerade erlagen von Soldaten an unseren Ort gebracht wurde. Zuerst hatte Vater die Beschwerden, dann Mutter, die ihn gepflegt hatte, von ihr griff es auf den ganzen Haushalt über, auch auf mich. Das war der härteste Schlag für sie. Sie hätte mit allem Leben können – auch den Tod Vaters hatte sie verkraftet, obwohl sie ihn wirklich liebte – doch mein Tod, auch wenn sie sterben musste, den würde sie nicht verkraften. Allein schon der Gedanke brachte ihr die Tränen in die Augen. Doch es schien ihr wieder besser zu gehen. Die Beschwerden waren abgeklungen, sie saß nun öfter an meinem Bett und pflegte mich, so auch heute.
„Edward mein Sohn, wie geht es dir?“, fragte sie während sie durch mein Haar strich.
„Ich…“, ich hustete „Besser, Mutter“, die Lüge ließ einen Runzler zwischen ihren Augen entstehen, doch sie ließ sie unkommentiert.
„Wovon hast du geträumt? Du hast so selig gelächelt.“, sie lächelte bei der Erinnerung daran auch und ich wusste, dass ich beim Lächeln sehr ähnlich ausgesehen haben musste. Ich ähnelte ihr sehr, die gleichen Haare, dieselben Augen, auch unsere Gesichtszüge waren sich teilweise ähnlich. Auch wenn ich mit steigendem Alter in dem Bezug meinem Vater immer ähnlicher wurde.
„Vom Soldat sein.“, antwortete ich, da ich sie nicht wieder anlügen wollte. Ihr Runzeln wurde stärker, sie mochte meine Wahl nicht.
„Ich werde doch wieder gesund, nicht wahr Mutter?“, fragte ich sie, ich wurde sicher bald gesund, ihr ging es doch auch schon wieder besser.
„Aber sicher mein Sohn.“, meine sie und lächelte, doch ihre Augen lächelten nicht.
Ich hoffte wir würden bald wieder gesund werden, ich hoffte es würden keine Schäden bleiben. Wollte ich Soldat sein, brauchte ich all meine Kräfte. In diesem Moment betrat der Engel den Raum.
„Dr. Cullen.“, grüßte meine Mutter lächelnd, er lächelte zurück.
„Mrs. Mason, Sie sollten sich doch schonen.“, mahnte er sanft, mit dieser wundervollen Stimme
„Mir geht es schon viel besser, ich muss mich doch um den Jungen kümmern.“, bei ihren Worten nahm sie meine Hand. Er lächelte und nickte resignierend.
„Und wie geht es dir Edward?“, fragte er väterlich und ich wünschte mir so sehr mein Vater wäre so gewesen. So sanft, so nett, so mitfühlend und warmherzig. Dr. Cullen war sicher ein toller Vater.
„Mir geht es besser.“, log ich und musste wieder Husten. Ein Runzeln ähnlich dem meiner Mutter bildete sich auch auf seinen Zügen. Er sah besorgt aus.
„Du nimmst doch regelmäßig die Medizin oder etwa nicht?“, fragte er
„Aber sicher doch Doktor.“, versicherte meine Mutter „Ich gebe sie ihm selbst.“
Er nickte „Mach deine Brust frei, ich möchte dich abhören.“
Ich gehorchte, doch das Runzeln seiner Stirn wurde nicht besser.
„Hm.“, machte er
„Was ist denn?“, fragte meine Mutter besorgt
„Es scheint als würde er eine Lungenentzündung ausbrüten.“, erklärte Dr. Cullen langsam. Meine Mutter wurde ganz still und starrte ihn verschrocken an.
„Was heißt das Doktor?“, fragte ich. War das schlecht? Würde ich Schäden beibehalten?
„Edward.“, sprach er leise „Auch dein Vater hatte eine Lungenentzündung bevor…“
Meine Mutter schluchzte auf. Nein, das konnte nicht wahr sein.
„Aber mir passiert nichts, nicht wahr?“, fragte ich verzweifelt, meine Mutter drückte fest meine Hand.
„Aber natürlich nicht!“, schluchzte sie „Meinem Edward passiert nichts!“
„Nein.“, stimmte der Doktor zu, doch sein Blick hatte etwas das mir Angst machte „Ich werde mein Bestes geben, Mrs Mason. Ich werde aufpassen, dass er überlebt.“

Es wurde nicht besser, ich schlief immer öfter und der Husten wurde immer stärker. Auch Mutter ging es zunehmend schlechter. Das Krankenhaus wurde immer voller. Dr. Cullen hatte nun kaum noch Zeit für uns, auch wenn er öfter bei uns war als bei den anderen Patienten. Ich vermisste ihn. Seine Worte waren immer so beruhigend, sie taten so gut. Doch etwas an seinem Blick hatte sich verändert wenn er mich ansah. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Sogar ich – wo ich doch, wie meine Mutter immer sagte, fast schon Gedanken lesen konnte – sogar ich wusste nicht was er dachte. Aber es konnte nichts Gutes sein. Vor allem war dort Sorge und Trauer, aber es war auch etwas anderes. Es war noch nicht ausgereift genug um es zu definieren, vielleicht wusste er es ja selbst noch nicht genau… Aber ich hatte andere Sorgen, neben meinem eigenen Leiden bemerkte ich wie meine Mutter einen starken Rückfall erlitt. Sie saß nun nur noch selten an meinem Bett, sie wirkte kränklich und schwach. Sie atmete schwer, ich machte mir große Sorgen um sie. Sie war schließlich alles was ich noch hatte…

Ich hatte einen eigenartigen Traum, ich lag auf einer Wolke und schwebte durch die Lüfte, schnell ging es. Manchmal ratterte es. Ich spürte einen kühlen Windhauch der über meine Stirn strich. Dann legte sich eine kühle Umarmung um meinen Körper und dann flog ich geschwind durch die Lüfte. Es ging manchmal hoch hinaus und dann wieder flott nach unten. Meine Haare flatterten im Wind, es ging alles so schnell und es machte unheimlich Spaß. Aber dann blieb ich stehen, ich wurden von der Wolke auf den Boden gelegt. Es war nicht mehr schön, so kalt. Alles war so kalt. Ich musste husten und erwachte.

Es war so dunkel hier, wo war ich? Ich lag nicht mehr auf dem Krankenhausbett sondern tatsächlich auf kühlem Boden. Dann sah ich ihn, meinen Engel.
„Dr. Cullen?“, krächzte ich, sein Blick war nun wirklich zum fürchten. Ich verstand aber endlich was es war – Entschlossenheit. Er hatte etwas vor und er war sich dessen nun vollkommen sicher. Aber wieso hatte ich solche Angst? Er war ein Engel, er würde mir nie wehtun. Er half uns doch. Er ging vor mir auf die Knie und legte die Arme um meinen Oberköper den er dadurch zu sich heranzog. Er umarmte mich. Er war so kalt. Und doch fühlte ich mich geborgen. Mein Vater hatte mich nie so umarmt.
Und dann ging alles ganz schnell.
Ein Biss. Ein Schrei. War ich das? Schmerz. Ich versuchte mich loszureißen, aber er hielt mich gegen seine Brust gepresst. Ich blutete. Wieso half er mir nicht? Was war das? Es war so kühl und weich. Etwa seine Lippen? Saugte er etwa an meinem Blut? Ich hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn bald ließ er von mir ab und trug mich. Wieder schwebte ich auf der Wolke, in der kalten Umarmung. Ich kam wieder auf einem Bett zu liegen.
Und dann kam der Schmerz. Ich schrie gepeinigt auf. Meine Augen weiteten sich schockiert. Ich suchte meinen Engel. Mein Herz blieb stehen. Seine Augen. Sie waren rot. Angst fühlte meine Adern. Das war nicht mein Engel! Wer war das? Doch in seinen Augen stand kein Morddurst. Sie waren besorgt, er biss sich in den Handrücken. Er zweifelte, er bereute.
War es denn doch Dr. Cullen? Konnte es sein? Aber wieso sollte er mir wehtun? Er war doch ein Engel…
Und dann wurden meine Gedanken fortgewischt. Ich brannte. Ich presste meine Hände gegen die Wunde am Hals. Ich brannte. Wieso löschte er das Feuer nicht?
„Ganz ruhig, mein Junge.“, flüsterte er und setzte sich neben mich.
„Ich brenne.“, brachte ich hervor und musste wieder schreien. Er nahm vorsichtig meine Hände von der Wunde und presste seine eigenen dagegen. Das tat gut. Seine kalten Finger taten gut. Ich seufzte auf. Doch der Brand fraß sich weiter durch meine Glieder. Es dauerte so lange. Die Sonne erschien am Horizont und ertrank im Fluß. Und wieder. Und wieder.
Jetzt umarmte er mich wieder. Seine kühle Umarmung tat gut, doch mit der Zeit wurde sie immer wärmer. Wärmte ich ihn? Wärmte der Brand ihn? Oder war ich es der kälter wurde?
Der Schmerz ging zurück. Er wanderte und kam um mein Herz herum zum stehen. Und als der Brand erlosch, erlosch mein Leben.
Doch ich starb nicht.
Mein Herz stoppte zu schlagen, doch ich atmete, ich fühlte noch immer.
„Edward.“, flüsterte Dr. Cullen in mein Ohr „Es tut mir so leid. Ich war so egoistisch. Es tut mir so leid.“
Seine Stimmte war schwer, getränkt von Selbsthass.
‚Wie konnte ich nur? Wie konnte ich nur? Ein unschuldiges Kind, ein Junge. Wie konnte eich nur so egoistisch sein? Wie konnte ich ihm nur antun was mir angetan wurde? Er hatte das nicht verdient. Er hätte in Frieden gehen sollen. Wie konnte ich nur?’
„Mir geht es gut.“, ich wollte den Engel trösten und dabei fiel mir auf, dass die Wahrheit war. Mir ging es wahrhaftig gut. Ich hatte mich noch nie so stark und gesund gefühlt. Jetzt machte alles einen Sinn. Dr. Cullen hatte mich geheilt! Das war es. Es war einfach eine sehr schmerzhafte Medizin gewesen. Er hatte sie an mir ausprobiert und es hatte funktioniert. Er hatte mich geheilt. Ich konnte zurück zu meiner Mutter, ich konnte Soldat werden! Dafür würde ich ihm ewig dankbar sein. Dachte ich in diesem Moment zumindest.
„Danke, Doktor! Sie haben mich geheilt. Vielen dank.“, wo waren die Freudentränen, alle meine Sorgen waren wie weggewischt.
„Nein, Edward.“, flüsterte er und ließ mich los um mir in die Augen zu sehen. Seine Augen waren noch immer Blutrot. Ich wusste nicht, dass meinen nun ebenso aussahen. „Ich habe dich getötet.“

„Carlisle?“
„Ich bin hier, Edward.“, rief Carlisle vom Wohnzimmer aus. Edward rannte hin und stellte sich hinter ihn.
„Gehen wir endlich?“, quengelte er, Carlisle lächelte als er sich umwandte
‚So jung, so ungeduldig.’
Edward verzog den Mund.
„Ja, mein Junge, komm.“
Carliste legte ihm einen Arm um die Schultern und wenn man es nicht besser wüsste würde man vermuten sie wären eher zwei enge Freunde als Vater und Sohn.
„Wo gehen wir dieses Mal hin?“, fragte Edward
„Das ist eine Überraschung.“,, meine Carlisle und führte seinen Sohn an den Waldrand ‚Löwen werden ihm schmecken.’
„Löwen?“, fragte Edward überrascht
‚Woher…?’
„Aber du hast es doch gerade eben selbst gesagt!“, antwortete Edward verdutzt.
Calisle brauchte einen Moment dann schlug die Erkenntnis ein ‚Er kann Gedankenlesen!’
„Was?“, fragte Edward, nun ehrlich verwirrt.
‚Wie konnte mir das bisher entgehen?’, fragte sich Carlisle verwundert, er legte seine Hände auf Edwards Schultern und sah ihm in die gelben Augen ‚Wie heißt du mit Nachnamen, Edward?’, dachte er
„Mason.“, antwortete dieses wie aus der Pistole geschossen und Carlisle begann breit zu grinsen.
„Was ist so lustig?“, fragte Edward und begann sich langsam darüber zu ärgern nicht zu wissen was los war. Carlisle Gedankengänge waren noch zu kryptisch für ihn.
„Du kannst Gedankenlesen Edward.“
„Was kann ich?“, fragte Edward überrumpelt.
„Erinnerst du dich, als ich dir erzählt habe, dass unsereins besondere Fähigkeiten aus dem Leben der Sterblichen übernimmt?“, fragte Carliste geduldig
„Ja…“, meinte Edward „Das heißt, ich kann Gedankenlesen, weil ich… Hey! Ich konnte vorher doch noch gar nicht Gedankenlesen!“
„Nein, allerdings nicht.“, stimmte Carlisle zu „Aber du warst gut darin sie zu erraten. Diese Fähigkeit hat sich soweit verstärkt, dass du sie nun wirklich lesen bzw. hören kannst.“
Edward blickte vollkommen verdutzt auf Carlisle. Nach seiner Verwandlung hatte sie die Stadt verlassen und waren an einen abgelegenen Ort gezogen, ein Häuschen nahe am Wald. So hätte Edward weniger Schwierigkeiten sich von Menschenblut fernzuhalten. Deshalb war er noch niemandem begegnet und war nur mit Carlisle zusammen. Da dieser ihm in letzter Zeit alles über ihre Welt erklärt hatte, gab es wenig Gedanken die Edward beantworten konnte. Doch jetzt war es endlich dazu gekommen, dass seine Gabe gelüftet war.
In nächster Zeit würde Edward sich näher an die Menschen heranwagen, er würde ihren Gedanken lauschen und sich darin üben ihre Gerüche zu ertragen. Bald wäre er dazu in der Lage wieder mit Carlisle in die Stadt zu ziehen, damit dieser dort wieder arbeiten könnte.
Dort würde Carlisle dann auf das nächste Mitglied ihrer langsam wachsenden Familie stoßen – Esme.

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Esme:

Ich schaukelte meinen Sohn Gedanken verloren in meinen Armen und blickte dabei auf das Bild meines Mannes. Meines toten Mannes. Sein blondes Haar, die hellgrünen, fast schon gelben Augen und sein strahlendes Lächeln. Gestorben. Die spanische Grippe. Tränen füllten sich in meine Augen. Was sollte ich nur ohne ihn tun? Calvin war mein ein und alles gewesen. Er und mein Sohn, Edvin. Für ihn musste ich weiterleben. Ich sah auf das Baby in meinen Armen hinab und lächelte mit Tränen in den Augen. Er hatte rötliche Haare, wie Bronze könnte man sagen. So waren meine Haare auch gewesen als ich noch jünger war, jedenfalls hatte man mir das im Waisenhaus erzählt. Das Waisenhaus war nicht so schlecht gewesen, wir hatten so etwas wie eine familiäre Atmosphäre gehabt. Ich hatte dort einen kleinen Leidensgefährten gehabt. Wie ein Bruder war er für mich gewesen. Doch nachdem Calvin mich von dort weggeholt hatte, hatte seine Familie mir verboten Kontakt zum Waisenhaus zu pflegen. Ich sollte ihren Ruf nicht noch mehr schädigen. Nachdem Calvin sich schon gewagt hatte eine Waise zu heiraten, statt einer wohl geborenen reichen Frau. Ich seufzte. Calvin war so herzensgut, er sagte immer jeder habe es verdient zu leben und eine Chance zu bekommen. Er hatte mich bei sich eingestellt nachdem ich volljährig wurde und nicht mehr im Waisenhaus bleiben durfte. Und als wir uns näher kennen lernten, da sagte er, er habe das schönste Herz der Welt gefunden. Er sagte er könne sich keinen besseren Partner für ein Leben vorstellen. Keine bessere Mutter für seine Kinder. Die Tränen liefen mir jetzt die Wangen hinab und tröpfelten auf das Gesicht meines Sohnes. Was würde ich nur ohne Calvin machen? Er war immer so gut zu mir gewesen. Wie ein Engel war er in mein Leben gekommen und hatte mir alles gegeben was sich ein Herz nur wünschen konnte: Liebe. All die anderen Dinge wären mir egal, all den Wohlstand würde ich lächelnd verschenken, könnte ich ihn nur damit zurückholen. Doch das ging nicht. Er war tot, für immer fort.
„Esme!“, rief mein Schwiegervater, ich erhob mich sofort mit meinem Jungen und ging in den Salon, auf dem Weg wischte ich mir die Tränen vom Gesicht. Ich betrat den Raum, er war nicht alleine. Meine Schwiegermutter saß neben ihm und meine Schwägerin, Celin saß auch mit verkniffenem Gesichtsausdruck dabei.
„Ja?“, fragte ich leise.
„Setz dich.“, orderte er an
„Einen Moment noch.“, meinte Celin „Gib mir doch solange den Jungen.“
Ich zögerte, Celin gehörte zu denen die immer gegen meine Heirat mit Calvin gewesen war. Sie hatte es gehasst, dass ich den Erben der Familie geboren hatte und sie hatte nie einen Hehl daraus gemacht es meinem Edvin nicht zu gönnen. Doch wer weiß? Vielleicht hatte Calvins Tod sie aufgerüttelt? Vielleicht wollte sie eine gute Beziehung zu seinem Sohn aufbauen? Geliebt hatten sich die Geschwister ja.
Ich übergab ihr also meinen Sohn und setzte mich den anderen gegenüber.
„Celin, nimm den Jungen und geh raus.“, befahl mein Schwiegervater, da Celin noch nicht verheiratet war, hatte sie kein Recht in den Angelegenheiten der Erwachsenen mitzusprechen
Celin nickte gehorsam und verließ mit Edvin den Raum.
„Esme, wir wollen die Sache klar machen.“, begann meine Schwiegermutter streng „Du bist hier solange Edvin dich braucht, er wird über dein Schicksal entscheiden. Sobald Edvin erwachsen ist wird das Erbe auf ihn übergeben. Du alleine hast keinen Anteil daran.“
Ich nickte, es war mir egal.
„Du hast mit unserer Familie nichts zu schaffen, außer dass du die Mutter des Erben bist.“, fügte mein Schwiegervater an und in diesem Moment hörten wir einen Aufprall und Celins Schrei. Wir sprangen alle auf. Edvin. Sofort rannte ich hinaus und sah wie Celin mit vor dem Mund zusammen geschlagenen Händen am Geländer stand und hinabblickte. Wo war mein Sohn? Ich rannte auf sie zu, sie wandte sich zu mir
„Es tut mir so leid.“, sie weinte.
„Wo ist Edvin?“, schrie ich hysterisch
„Es tut mir so leid.“
Ich schaute an ihr vorbei, vorne, hinten… wo war er? Und dann sah ich mit Schaudern über das Geländer. Die Welt wurde schwarz.
Ich erwachte wo ich ohnmächtig geworden war, das Bild meines regungslosen Sohnes auf dem Boden und dem Blut um ihn herum, in meinem Kopf.
Ich stand auf und ging zum Salon, dort blieb ich stehen.
„Mein herzlichstes Beileid.“, hörte ich jemanden sagen dessen Stimme ich nicht kannte, es hörte sich an als meine er was er sagte „Aber es war unmöglich noch etwas für den Jungen zu tun. Er hat zuviel Blut verloren.“
Mir wurde wieder schlecht. Ich merkte gar nicht wie meine Füße mich aus dem Anwesen lenkten.
Ich hatte hier nichts mehr zu schaffen. Ich hatte kein Zuhause. Ich hatte keine Familie. Kein Leben. Wieso sollte ich noch leben? Meine Liebsten hatten diese Welt verlassen. Was bot sie mir denn noch? Ich gehörte an Calvins Seite und Edvin gehörte in meine Arme. So sollte es sein. Edvin war vorausgegangen, seinem Vater hinterher geeilt und ich würde zu meiner Familie stoßen. Ich lächelte. Meine Füße trugen mich schnell an die Klippen, die Stelle an der ich mit meinem Mann gestanden hatte als er mir den Heiratsantrag machte. Ich blickte hinab. Es gab kaum einen besseren Ort um zu ihm zurückzukehren.
Ich lächelte und breitete meine Arme aus als könne ich ihn bereits umarmen. Dann ließ ich mich fallen. Ich hörte hinter mir einen Schrei doch danach bemerkte ich nichts mehr.

Carlisles Sicht:

„Mein herzlichstes Beileid. Aber es war unmöglich noch etwas für den Jungen zu tun. Er hat zuviel Blut verloren.“, teilte ich dem alten Ehepaar mit, das nur kurz zuvor ihren Sohn und nun auch ihren Enkel verloren hatte.
„Trotzdem vielen Dank Dr. Cullen.“, meinte die Dame des Hauses und trocknete ihre Tränen an einem Taschentuch.
„Wo ist die Mutter?“, fragte ich, ich erinnerte mich an das fröhliche junge Mädchen, Esme hieß sie. Sie war 16 als ich ihr zum ersten Mal begegnete. Sie hatte sich das Bein gebrochen. Was sie damals am meisten hatte war sich nicht bewegen zu dürfen. Sie hatte mich herzlich zum lachen gebracht.
„Wir wissen es nicht.“, meine der Herr und klang dabei sehr reserviert.
„Sie ist ohnmächtig geworden.“, meinte die junge Dame, die Tante des verstorbenen Erben. „Auf der Terrasse, als sie ihn sah.“
Ich nickte und wollte nach ihr sehen, doch ich hörte mit meinen scharfen Sinnen wie schnelle Schritte sich vom Anwesen entfernten. Zuerst dachte ich mir nichts dabei und ging zur Terrasse, dort war niemand. Ich suchte im restlichen Haus, doch auch die Bediensteten konnten sie nirgends finden.
„Sie sind zu gütig sich solche Mühe zu machen, Dr. Cullen, aber sie wird sicherlich bald auftauchen.“, meinte die Dame nach einer Weile
„Sie möchte sicher allein sein.“, flüsterte das junge Fräulein
„Wie auch immer, sie braucht jedenfalls nicht mehr hierher zurückkommen.“, grummelte der Herr des Hauses leise, doch natürlich hörte ich es.
„Ich gehe dann besser.“, meinte ich, denn ich merkte dass ich weder gebraucht noch erwünscht war. Ich dachte an die Schritte die ich gehört hatte und wusste dass sie zu den Klippen geführt hatten die in der Nähe lagen. Ich sorgte mich, hoffentlich tat sie nichts Dummes. Besser ich sah nach ihr.
Meine Schritte wurden, desto weiter ich kam, immer schneller. Ein ungutes Gefühl beschlich mich desto mehr ich dem Geruch der jungen Frau folgte.
„Dr. Cullen!“, schrie ein junger Mann und winkte mir, bei näherem Hinsehen erkannte ich den Jungen der damals nie von ihrer Seite gewichen war. Er arbeitete jetzt mit mir im Krankenhaus und auch ihn hatten wir losgeschickt in der Umgebung nach ihr zu suchen. Ich rannte ihm entgegen.
„Casper, was ist passier?“, fragte ich den aufgewühlten jungen Mann, er weinte.
„Esme.“, schluchzte er und zeigte die Klippen herab. Voller Bestürzung blickte ich hinunter und konnte sie mit meinen scharfen Augen dort unten liegen sehen. Der Junge brach weinend zusammen.
„Casper. CASPER! Hört mir zu.“, ich schüttelte ihn leicht „Geh ins Krankenhaus, renn so schnell du kannst und sag bescheid, dass wir kommen.“
Er nickte durcheinander und rannte los. Ich hatte ihn mitgenommen, da ich wusste dass er Esme kannte und sich sicher freuen würde sie zu sehen.
Als er außer Sicht war kletterte ich schnell die Klippen herab und nahm die blutende Frau auf die Arme. Es war verwirrend wie jemand der dem Tod so nahe war, noch so schön sein konnte. Ich rannte so schnell es mir möglich war und hoffte Casper hätte das Pferd genommen und wäre früher da.
Ich behielt Recht, doch sobald ich ankam wurde sie mir aus den Armen gehoben.
„Sie sind sicher erschöpft Doktor, sie sind den ganzen Weg her gerannt und dann auch noch so schnell.“, meinte Casper schnaufend und erinnert mich daran auch erschöpft auszusehen.
„Ja, aber die Sorge überwiegt.“, teilte ich ihm mit und ging mit ihm hinein. Die spanische Grippe wütete noch immer, deshalb verschwendete man nicht viel Zeit mit dem angeblichen Leichnam der jungen Frau und brachte ihn in die Leichenhalle. Dort fand ich auch Casper, weinend. Ich legte ihm die Hände auf die Schultern. Es war schwer ihn zu trösten, wo ich doch ihren schwachen Puls hörte. Aber ich wusste, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte.
„Sie war so gut.“, schluchzte er „Sie war der beste Mensch der Welt. Sie war mehr eine Mutter als eine Schwester zu mir. Ich hatte bei ihr nie das Gefühl ein Waise zu sein. Sie war der beste, allerbeste Mensch der Welt.“
„Ich weiß.“, flüsterte ich, es war schwer das nicht zu erkennen
„Sie hätte das Leben verdient, sie hätte ein glückliches Leben verdient. Sie wäre eine so gute Mutter gewesen.“
Ich dachte an Edward. Wir waren glücklich, aber ihm fehlte seine Mutter. Er dachte oft an sie und sprach auch wehmütig von ihr. Es belastete ihn sie immer mehr zu vergessen, da menschliche Erinnerungen bald zu verblassen begannen. Er brauchte eine Mutter, das dachte ich schon lange.
Casper weinte noch eine Weile dann kehrte er sich mit den Worten „Gott nimmt die besten immer am schnellsten zu sich“ ab und ging. Ich konnte mich nicht so leicht losreißen. Soviel Liebe hatte sie in der Welt verteilt. Ich erinnerte mich daran sie bei ihrem Mann hier im Krankenhaus gesehen zu haben. Er starb vor wenigen Wochen an der spanischen Grippe und jetzt hatte sie auch ihr Kind verloren. Ihre Verwandten hatten keinen Hehl daraus gemacht, dass sie für sie keinen Platz mehr hatten in ihrem Heim.
Die spanische Grippe… Edwards Familie war auch so gestorben. War das ein Wink des Schicksals? Ein Wink Gottes?
Ich bückte mich zu ihr und hob sie auf meine Arme und im nächsten Moment flogen wir durch die Lüfte. Mit jedem Sprung über den Dächern kamen wir meinem Haus näher.
Kaum dass ich es betrat kam mir Edward entgegengelaufen.
„Vater?“, fragte er und blickte auf ihr Gesicht. Natürlich wusste er was ich vorhatte, er zögerte nur kurz, dann ging er mir aus dem Weg und folgte mir in mein Schlafzimmer. Dort nahm ich ihr ihre Sterblichkeit…

Edwards Sicht:

„Edward?“, rief mich Carlisle, ich gehorchte und kam in das Schlafzimmer wo sie noch immer lag, jetzt jedoch mit feuerroten Augen und mich neugierig musterte. Ich hatte gehört wie Carlisle ihr alles erklärt hatte und ich wusste, dass sie mit sich gekämpft und es schließlich akzeptiert hatte. Ich hatte mit einem Lächeln bemerkt, dass sie eine große Dankbarkeit und Wärme Carlisle entgegenbrachte. Sie sah in ihm eine zweite Chance. Er war ihrem Mann – Calvin – so ähnlich.
Ich betrat den Raum, ich hoffte sehr sie würde mich auch mögen. Kaum dass ich ihn betrat riss sie die Augen auf, in ihrem Kopf sah ich das Bild eines anderen Jungen der mir sehr ähnlich sah. Nur hatte er grüne Augen, ich gelbe.
„Edvin.“, flüsterte sie und ich sah in ihrem Kopf das Bild ihres Babys. Ach, jetzt verstand ich. Ich sah dem ähnlich was sie sich für ihren Sohn ausgemalt hatte. Ich sah so aus wie sie sich gewünscht hatte ihr Sohn würde aussehen.
Sie streckte die Arme nach mir aus und zögernd setzte ich mich auf ihr Bett. Sofort umschlang sie mich und streichelte mein Haar. Es fühlte sich gut an, so als wäre ich endlich Zuhause. Bei meiner Mutter.

„Edward, bist du soweit?“, fragte Esme
„Hmm…“, machte ich zustimmend und kam auf sie zu
Meine Güte, er ist so ein hübscher Junge, dachte sie und ich errötete
„Komm, mein Junge. Wir kommen noch zu spät. Carlisle?“, rief sie
„Ich bin hier draußen, die Kutsche ist da.“, rief er zurück und ich führte meine Mutter am Arm nach draußen. Wir fuhren zu einem Ball an dem Carlisle eingeladen war, ich hatte keine Lust darauf, aber Carlisle war der Meinung wir sollten einmal rauskommen. Außerdem wollte er mit Esme tanzen, aber das sagte er nicht. Ich grinste.
Ich kannte dort niemand, wir kamen an und Carlisle stellte uns einige der Leute vor, aber eigentlich war es furchtbar langweilig. Plötzlich fasste Esme mich am Arm.
Siehst du das blonde Mädchen dort?, dachte sie und nickte unauffällig in ihre Richtung, ich sah ihr Bild in Esmes Kopf bevor ich sie mit eigenen Augen sah.
Das ist Rosalie Lillian Hale, Carlisle hat ihre Mutter behandelt als sie sich den Knöchel verstaucht hat.
Ich erinnerte mich, er war überrascht von Rosalies Schönheit gewesen und als er über sie gesprochen hatte, da hatte ich schon ihr Bild in seinem Kopf gesehen. Er dachte sie wäre ein sehr hübsches Mädchen, wie eine Porzellanpuppe. Ich konnte nichts Besonderes an ihr finden, weder damals noch jetzt. Gelangweilt wandte ich mich ab.
Ich wusste noch nicht, dass Rosalie auch bald zu unserer Familie gehören würde…

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Rosalies:

Ich kämmte meine schönen langen blonden Haare, doch heute bereitete es mir nicht solche Freude wie sonst immer.
„Rosalie, der Doktor ist da.“, rief meine Mutter und ich seufzte. Ich war doch bloß umgeknickst, mussten sie denn gleich den Arzt rufen? Ich kam nach unten gehumpelt und nachdem ich Dr. Cullen begrüßt hatte setzte ich mich ihm gegenüber in den flauschigen Sessel. Ich wurde von meinen besorgten Eltern flankiert. Dr. Cullen tastete den Knöchel mit seinen kalten Fingern ab. Ich wunderte mich nicht über die Temperatur, ich hatte selbst immer kalte Hände, wie meine Mutter auch. Außerdem hatten Ärzte doch immer kalte Finger oder?
„Hm…“, machte er nach einer Weile
„Was ist denn Doktor?“, fragte meine Mutter ängstlich und ich konnte es mir nicht verkneifen die Augen zu verdrehen.
„Kein Grund zur Besorgnis.“, meinte der Doktor schnell „Edward.“, rief er dann über die Schulter „Bring mir schnell das Verbandszeug.“
„Ja.“, hörte man einen entfernten Ruf.
„Ach, Edward, ihr Sohn?“, fragte mein Vater interessiert und ich hielt mich gerade noch davon ab laut auf zuseufzten. Ich hatte absolut keine Lust über den Jungen zu reden, er war so langweilig. Ich hatte ihn auf dem Ball der McKenneys gesehen. Ja, klar er sah gut aus, seiner Mutter sehr ähnlich. Aber furchtbar arrogant. Er sprach mit niemandem. Gerade eben hatte ich seine Stimme zum ersten Mal gehört. Was dachte er überhaupt von sich? So hübsch war er nun auch wieder nicht.
Er betrat den Raum mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck, so als hätte er meine gedachten Worte gehört. Aber natürlich war das vollkommen unmöglich und deshalb vervollständigte es nur mein Bild von ihm – er war auch noch unhöflich. Ich lächelte ihn nicht an, er hatte es nicht verdient.
„Vater.“, meinte er und reichte dem Doktor das Verbandszeug, dann nickte er meinen Eltern und mir kurz zu. Extrem kurz. Zu kurz. Unhöflich, sag ich doch.
Sein Vater bat ihn mit einer Handbewegung sich zu ihm zu knien.
„Schau Edward, siehst du die Rötung.“, er zeigte auf den Knöchel „Möchtest du mal abtasten?“
„Nein.“, sagten wir beide gleichzeitig, Dr. Cullen lächelte erst ihn und dann mich fröhlich an
„Entschuldigen Sie Miss Hale, ich hätte sie fragen sollen.“
„Ist ja nichts passiert.“, murmelte ich und beobachtete den Jungen, nicht dass ich was dagegen hatte, aber wieso wollte er mich nicht berühren? Jeder andere Junge hätte die Chance ergriffen. Wieso war er nur so? Eingebildeter Idiot.
Er verzog just in dem Moment in dem ich die Beleidigung dachte das Gesicht.
„Ich geh wieder raus, wenn du mich nicht brauchst Vater.“, meinte er zum Doktor, der überrascht aufsah „Gewisse Gesellschaft behagt mir nicht.“
Er warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu und erhob sich. Sein Vater hielt in seiner Arbeit inne und schaute ihm verwundert hinterher. Sag ich doch: Eingebildeter Idiot. Was dachte er sich denn wer er war? In meinem Haus so mit mir umzuspringen!
„Entschuldigen Sie, normalerweise ist er nicht so.“, meinte der Doktor „Ich weiß auch nicht was in ihn gefahren ist.“
„Ich kenne ihn auch anders.“, bestätigte mein Vater und schien ebenfalls überrascht.
„Dann wird er sich sonst wohl gut verstellen.“, meinte ich und reckte mein Kinn vor
„Nein, Miss Hale. Bitte urteilen Sie nicht voreilig über ihn.“, meinte der Doktor während er die Dinge einpackte
„Jeder sieht die Dinge in einem anderen Licht.“, meinte ich und verschränkte die Arme
„Ja, meine junge Dame.“, bestätigte er „Aber das Licht kann sich der Betrachtete nicht aussuchen und selten passt es ihm auf den Leib.“
Mit diesen Worten verabschiedete er sich und wurde von meinem Vater nach draußen begleitet.
„Eigenartige Leute.“, meinte meine Mutter missgestimmt durch das Verhalten des Jungen
„Find ich auch, aber der Doktor ist gar nicht mal so schlimm.“, bestätigte ich, sie nickte und half mir zurück in mein Zimmer.
Noch am selben Abend erhielt ich Blumen.
„Für die schöne Verletzte.“, stand auf einem beigelegten Zettelchen, sie waren wunderschön und sehr üppig.
„Oh, wer verwöhnt mein Engelchen denn da?“, freute sich meine Mutter „Es war ja verständlich, dass früher oder später jemand gefallen an deiner Schönheit finden würde.“
Ich lächelte. Aber natürlich würde das jemand. Und zwar nicht nur irgendjemand sondern jeder. Ich hoffte nur die Blumen waren nicht von diesem eingebildeten Jungen, ich fragte meine Mutter.
„Oh, nein, nein. Ich denke da hat jemand ganz anderes ein Auge auf dich geworfen.“, lächelte sie „Kennst du Royce King?“

Es dauerte nicht lange und der Duft von frischen Blumen wehte jeden Tag durch mein Zimmer und daraufhin brauchte es nicht lang und ein Verlobungsring zierte meinen schlanken Fingen.
„Er scheint fast eine Beleidigung für diese schönen Hände.“, hatte Royce gesagt und er hatte so Recht. Obwohl der Ring doch ganz nett und sehr teuer war. Weniger hatte ich aber auch nicht verdient. Ich ging meine Freundin Vera besuchen die hochschwanger war um ihn ihr zu zeigen.
„Wundervoll, er ist wirklich sehr hübsch und wertvoll.“, meinte sie während sie ihn betrachtete, ich nickte zufrieden. „Und worüber sprecht ihr?“
„Hm?“ ich sah vom Glanz des Ringes hoch „Sprechen?“
„Ja, wenn ihr allein seid.“
„Oh, ja. Er sagt mir immer wie schön ich aussehe und wie gut mir meine Kleider stehen. Er hat mir ein Corsagekleid geschenkt, das musst du sehen!“
Vera blinzelte überrascht „Redet ihr denn nicht auch über andere Dinge?“
„Worüber denn?“
„Na, was ihr mögt. Bücher oder Ideen und Freizeitbeschäftigungen. Erzählt er denn nichts von sich?“
Ich blinzelte, sollte er das?
„Nein.“, meinte ich schlicht, Vera runzelte die Stirn
„Hat er je gesagt, dass er dich liebt?“
„Wer liebt mich nicht?“, worauf wollte sie denn hinaus?
„Nein, nicht so, ich meine richtig.“, versuchte sie zu erklären „Ein bisschen so wie deine Eltern dich lieben, nur… anders.“
„Was?“, wovon sprach sie denn?
„Sieht er dir nicht manchmal in die Augen und scheint in einer ganz anderen Welt gefangen? Redet er denn nicht über die kleinen Grübchen die sich bei einem breiten Lächeln in dein Gesicht graben? Freut er sich nicht über alles was dich erfreut?“
„Ich glaube er hat die Grübchen noch nie bemerkt.“, meinte ich verwirrt. Was wollte sie denn von mir? In diesem Moment betrat ihr Mann den Raum, sein Blick schien wie magnetisch von Vera angezogen. Er sah immer sie zuerst an. Er kam auf sie zu und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Kurz sprachen sie und als er ihr in die Augen sah, wusste ich genau was Vera meinte. Er würde sie vor allem Bösen der Welt beschützen. Er würde nie zulassen, dass ihr je etwas geschah. Er würde mit einem Lächeln für sie sterben. Aber da war noch mehr. Er kannte sie, er kannte ihre Geheimnisse, ihre Ängste und all die Dinge die man sich niemals traut jemandem zu sagen. Sie waren nicht zwei verschiedene. Sie waren eins.
Als ich zurück nach Hause kam bereitete mir das Kopf zerbrechen. Wieso war er so anders als Royce? Hatte ich nicht dasselbe verdient? Was hatte Vera das ich nicht hatte? Was fehlte Royce? Ich konnte kaum schlafen. Doch mit der Zeit vergingen diese Gedanken, jedes kleine Geschenk von Royce ließ die Sorgen vergessen. Es war eben eine andere Art von Beziehung. Wer sagte denn dass das schlechter war? Wer sagte denn das er mich nicht liebte? Royce war eben nicht Veras Mann und ich war nicht Vera. So verging wieder einige Zeit, bis ich davon hörte dass Vera ihren Sohn bekommen hatte. So bald als möglich ging ich sie besuchen.
Ein wundervoller kleiner Junge war es. Schwarze Löckchen, kleine Grübchen, hübsche blaue Augen.
„Er hat die Augen seines Vaters, nicht?“, freute sich Vera. Würde ich mich freuen wenn meine Kinder Royce’ Augen hätten? Nein, definitiv nicht.
Ich nickte und hielt ihn im Arm. Ein Kind war doch das wundervollster der Welt oder. Ich sah wie glücklich Vera war und ich sah, dass ich das wollte. Dieses Glück. Und ich würde es bekommen. Warum auch nicht? Und mein Kind wäre noch schöner, denn ich war schöner als sie. Meinem Kind würde es an nichts fehlen, denn Royce war reich. Ich musste nicht mehr lange warten und dieses Glück wäre mein. Und meines würde sogar noch schöner werden. Mit diesen Gedanken konnte ich Vera ihr Glück gönnen. Als ich mich von ihr verabschiedete wurde ich wieder Zeuge der Liebe zwischen ihr und ihrem Mann. Das gab mir zu denken. Royce war noch immer so wie am ersten Tag. Er bewunderte meine Schönheit, er machte mir Geschenke. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.
In meinen Gedanken versunken lief ich nach Hause. Es war so kalt, ich fror. Hätte ich doch bloß einen dickeren Mantel angezogen. Oder Vater gebeten mir die Kutsche zu schicken, dann wäre ich wenigstens schneller daheim Und diese dunkle Straße behagte mir auch nicht. Plötzlich hörte ich Stimmen, erst erschrak ich denn sie grölten sehr laut und eine schöne junge Frau musste sich immer vor Betrunkenen in Acht nehmen.
Doch dann erkannte ich Royce. Natürlich gefiel es mir nicht ihn betrunken zu sehen, aber wenigsten war er es. Er würde mir nichts tun. Ich dachte an Veras Mann. Natürlich war Royce nicht so wie er, aber trotzdem würde Royce mir nie etwas tun. Oder?
Ich sollte schmerzlich eines besseren belehrt werden.
Er erkannte mich.
Er kam her.
Er gab furchtbar mit mir an.
Die anderen fassten nach mir.
Ich bat ihn mir zu helfen.
Er half nicht.
Sie wurden aufdringlicher.
Er half nicht.
Ich begann zu schreien.
Er half nicht.
Sie hielten mir den Mund zu.
Er half nicht.
Ich trat und wehrte mich, schlug um mich.
Er half nicht.
Ich weinte.
Er half nicht.
Nein, er half nicht, denn er tat mir weh, weh, weh.
Und dann gingen sie.

Ich dachte ich müsste sterben, der Schmerz und die Demütigung waren überall. Die Tränen blendeten meine Sicht und das Blut verklebte die Fetzten die von meiner Kleidung noch übrig waren. Dann wurde ich hochgehoben und sehr schnell durch die Lüfte getragen. Vielleicht hatte mich ein Engel gefunden und brachte mich zu Gott?

Carlisle’ s Sicht:

Ich lief vom Krankenhaus aus nach Hause als ich ein Wimmern hörte, der Wind sich plötzlich drehte und den Geruch von frisch vergossenem Blut mit sich brachte. Einen Moment musste ich mich konzentrieren, dann lief ich schnellen Schrittes auf die Quelle zu. Vielleicht konnte ich ja helfen? Als ich um die Straße bog sah ich sie. Ein gefallener Engel. Blut verschmiert, in Fetzten gekleidet, auf dem Boden liegend, weinend, sterbend. Ich rannte auf sie zu und erkannte sie. Rosalie Hale. Mein Atem stockte. Das arme Kind.
„Rosalie? Rosalie?“, rief ich ihren Namen, doch sie schien nicht zu hören, ich untersuchte sie dürftig und bemerkte, dass der Blutverlust sie bald ums Leben bringen würde. Ich war zu spät. Wut wallte in mir auf. Wer hatte ihr das angetan? Wer hatte dieses Kind geschändet? Sie wimmerte noch immer. Ich nahm meinen Mantel ab und warf ihn ihr über und hüllte sie darin ein. Das dürfte zumindest die Kälte lindern. Ich wünscht der Mantel wäre gewärmt, aber meine Körpertemperatur konnte keinen Mantel wärmen. Ich nahm sie auf die Arme bevor ich mir dessen bewusst wurde was ich da tat. Ich konnte sie nicht einfach sterben lassen. Ich konnte nicht einfach zusehen wie dieser Engel verging. Ich sprang über die Dächer der Stadt und kam schnell zu mir nach Hause, meine Gedanken eilten mir voraus und warnten meine kleine Familie. Sie verließen schnell das Haus um nicht der blutende Patientin zu begegnen. Ich brachte sie ins Wohnzimmer und legte sie dort auf das Sofa.
Ich konnte nichts mehr für sie tun.
Es dauerte nur einen Moment bis der Entschluss gefasst war, dann lagen bereits meine Z

ähne in ihrem Hals, ihren Handgelenken, Armbeugen, Knöcheln, Unterschenkeln.
So würde das Gift sich schneller verteilen. Ich würde sie nicht allein lassen. Ich hielt ihre Hand. Als as Gift soweit fortgeschritten war, dass sie keine Anziehung mehr auf meine Familie ausübte rief ich sie zurück.
„Carlisle!“, meinte Esme bedrückt als sie den Raum betrat und legte mir kurz die Arme um. Ich wusste, dass sie mich verstand. Dann küsste sie die Stirn des Mädchens und strich durch ihr Haar.
„Carlisle!“, dieser Ausruf gehörte meinem Sohn, ich sah auf. Er runzelte die Stirn und hatte die Arme verschränkt. „Wieso gerade sie? Sie ist so… eingebildet!“
„Edward…“, begann ich
„Nein!“, fauche er „Du hättest lieber die Typen fassen sollen die ihr das angetan haben und sie in Ruhe sterben lassen!“
„Danke.“, das war das Mädchen, ich sah zu ihr. Wenn man ihrem Gesichtsausdruck glauben schenkte, hatte sie alles gehört.
„Es ist vielleicht besser wenn ihr vorerst aus dem Raum geht.“, ich gab Esme mit einem Blick zu verstehen, dass sie Edward beruhigen sollte „Ich erkläre unserem Gast was vorgefallen ist.“
Sie verließen den Raum und ich begann Rosalie zu erklären was geschehen war und welche Konsequenzen es hatte. Nebenbei überlegte ich mir, dass wenn die beiden sich näher kennen lernen würden, sie vielleicht zueinander finden könnten. Dann wäre Edward nicht mehr so allein und vielleicht würde es Rosalie dann leichter fallen ihre schreckliche Vergangenheit hinter sich zu lassen. Ich konnte Edward verstehen. Er war erst vor kurzem zu uns zurückgekehrt nachdem er eine Weile seinen eigenen Weg gegangen war. Solche Bestien, wie die die Rosalie heute angefallen hatte, hatte er die letzten Jahre über gejagt. Bis bemerkte, das er dadurch so schlimm wie sie wurde. Reuig war er zurückgekehrt und wir hatten ihn erfreut wieder aufgenommen. In letzter Zeit schien ihn seine Existenz als Vampir mehr Probleme zu bereiten als zuvor und dementsprechend war es scheinbar kein guter Zeitpunkt für unseren Familienzuwachs. Aber in diesem Fall waren Rosalie und ihr Schicksal wichtiger gewesen.

Edward:

Es war furchtbar ihre Gedanken zu hören, sie drehten sich permanent um ihr menschliches Leben und die Ereignisse ihrer letzten menschlichen Nacht. Ich wollte diese Bilder nicht sehen und deshalb machte ich mich immer öfter auf jagen zu gehen oder aus anderen Gründen das Haus zu verlassen in dem sie sich verbarrikadiert hatte. Carlisles Gedanken bekam ich dadurch auch immer weniger mit und mir entging deshalb wie er sich gedacht hatte, dass meine und Rosalies Beziehung sich entwickeln sollte. Eines Tages kam ich nach Hause und fand den Rest der Familie gemeinsam im Wohnzimmer wartend.
„Edward, nur du hast noch gefehlt.“, meinte Esme und klopfte neben sich auf das Sofa.
‚Nicht wirklich.’, dachte Rosalie und bekam einen bösen Blick von mir. Sie kannte meine Fähigkeit und doch gab sie sich keinerlei Mühe ihre Gedanken zu verstecken oder ihre Richtung unverfänglich zu halten.
„Rosalie möchte uns etwas sagen.“, meinte Carlisle
„Nach dem Gespräch mit Esme.“, begann Rosalie und ich bekam Stückchen von diesem Gespräch in ihren und Esmes Gedanken zu hören. Im Großen und Ganzen hatte sie Rosalie gebeten die Vergangenheit endlich ruhen zu lassen und anzufangen zu leben.
„Habe ich beschlossen die Vergangenheit wirklich hinter mich zu lassen, aber…“ sie sah jeden einzelnen von uns an und in ihren Gedanken konnte ich sehen was sie vorhatte und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Es war das erste Mal das Rosalie mein Lächeln erwiderte und ich hörte in ihren Gedanken dass sie von meiner Vergangenheit wusste und auch wusste dass ich sie in diesem Zusammenhang bestens verstand. „…ich werde mich rächen.“
Ihr Blick schweifte zu Carlisle der hin und her gerissen war, doch schließlich brachte das Bild der sterbenden Rosalie in seinem Kopf den Ausschlag.
„Dir soll Gerechtigkeit widerfahren. Bestrafe sie.“
Rosalie lächelte als sie wusste, dass niemand sie aufhalten würde. Wenig später ging sie wie ein Todesengel durch die Stadt und rächte sich an jedem ihrer Peiniger einzeln. Nachdem auch Royce ausgeschaltet war kehrte endlich Ruhe in ihre Gedanken ein und ich konnte nun auch besser mit ihr umgehen. Wir zogen um und das brachte schließlich den Ausschlag dafür, dass Rosalie endlich die Vergangenheit liegen ließ und weiterlebte.

„Ich will ein Pony.“, meinte Rosalie und ich begann zu lachen, dann äffte ich sie nach
„Ich will ein Pony!“, sie streckte mir die Zunge entgegen „Ehrlich, Rosalie, wie alt bist du eigentlich?“
„Ich wollte schon immer ein Pony haben!“, meinte sie eingeschnappt.
„Kleinkind.“, murmelte ich
„Idiot.“
„Eingebildete Kuh.“
„Blödian!“
„Edward, Rose!“, mahnte Esme. „Hört ihr wohl endlich auf? Ihr benehmt euch beide wie Kleinkinder.“
Ein Lächeln lag auf ihren Zügen als sie das sagte.
„Aber, Esme: ein Pony!“, lachte ich
„Er hört einfach nicht auf!“, beschwerte sich Rosalie und machte einen Schmollmund. Ich begann wieder zu lachen als sie dieses Gesicht zog.
‚Sie werden wohl nie zueinander finden’, als ich das hörte riss ich meinen Kopf in die Richtung aus der der Gedanke gekommen war. Carlisle sah mich ertappt an
„Du wolltest, dass wir…? Sie und ich?“, stotterte ich verstört „Das ist widerlich!“
Ich sprang auf und lief direkt an ihm vorbei aus dem Haus, ich hörte Esmes Verwunderung und Rosalies beleidigte Gedanken. Wie konnte er auch nur für einen Moment daran denken… Igitt! Nie und nimmer! Hoffentlich fand Rose bald einen Liebhaber, damit Carlisle nicht noch begann Kupplungsversuche zu unternehmen.
Ich wusste nicht wie bald wir bereits Emmett zur Familie zählen können würden.

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Emmett:

Ich hatte meinen schweren Lederstiefel und meine Jagdausrüstung an. Aufgeregt lief ich durch den Wald, heute konnte ich endlich mal alleine in den Wald gehen und jagen. Die Jagdsaison auf Bären war eröffnet und ich war ganz scharf darauf mir endlich einen zu schnappen. Das würde toll werden. Ich war schon tief im Wald eingedrungen als ich die erste Spuren fand und ihnen begierig folgte. Ich musste ein wenig wandern dann sah ich ihn endlich vor mir. Ein großer kräftiger Braunbär. Meine Augen begannen zu strahlen, ich zückte meine Flint zu konzentrierte mich darauf sie zu entsichern und als ich sie hob um zu zielen erschrak ich. Der Bär war viel näher als zuvor und sah mich aus schwarzen Augen drohend an. Das war nicht möglich. Wieso war er so schnell. Ich sollte hier weg. Ich sollte rennen. Ich sollte mich in Sicherheit bringen. Oder wenigstens schießen. Doch ich stand nur schockiert da als der Bär die letzten Meter überwand und dann mit seiner Pranke ausholte. Ich landete ein paar Meter weiter an einem Baum und hatte das Glück mir nicht den Kopf anzustoßen.
„Ah, verdammte Scheiße“, fluchte ich und versuchte mich auf zu setzten. Meine Flinte lag irgendwo weit weg denn ich konnte sie nicht sehen und mein Rücken schmerzte wie Hölle. Doch der Bär war schon wieder dabei auf mich zuzukommen. Dieses Mal erstarrte ich nicht sondern stand stolpernd und gebückt auf um loszurennen. Dabei bemerkte ich das etwas mit meinem Beim nicht stimmte, stolperte und fiel hin. Ich sah hinab und erkannte wie sich meine braune Hose dunkel verfärbte. Ich blutete. Verdammte Scheiße!
Der Bär schien davon nur noch animiert zu werden denn er kam mit einem lauten Brüllen auf mich zu, einen weiteren Hieb später sah ich nur noch Sterne und mein ganzer Brustkorb schmerzte. Ich merkte wie etwas Feuchtes meine Schläfe hinab rann – Blut. Ich schüttelte den Kopf und sah den Bären verschwommen auf mich zukommen. Verzweifelt versuchte ich weiterzurobben und zog mich mit meinem Armen fort. Es war vollkommen sinnlos und kostete mich nur mehr Kraft. Aber der Fluchtinstinkt war nun einmal stärker als ich. Dann hörte ich der Bären schmerzerfüllt aufbrüllen. Ich schaute über meine Schulter und sah dort wo gerade noch der Bär gewesen war eine verschwommene Gestalt stehen. Blond. Das war das einzige was ich erkennen konnte. Denn das Haar war lang und glänzte unter den spärlichen Sonnenstrahlen.
„Geh. Renn.“, stieß ich hervor um sie zu warnen doch ich sah nur wie mir der Kopf zugewandt wurde bevor ich ohnmächtig wurde und mein Kopf auf dem weichen Waldboden landete.

Rosalie:

Edward war so ein Idiot! Ich konnte einfach nicht glauben, dass Carlisle sich vorgestellt hatte wir könnten ein Paar sein. Pah! Das ich nicht lache. Mit dem könnte ich keine 5 Minuten in einem Raum verbringen, geschweige denn eine Ewigkeit. Idiot. Idiot. Idiot! Ich rannte nur noch schneller durch das Dickicht des Waldes. Kleiner unreifer Idiot. Ich rannte so ziemlich bis zur Mitte des Waldes bevor ich langsamer wurde und schließlich inmitten des Waldes anhielt. Ich atmete tief ein. Der Geruch der Freiheit. Ich liebte die Schönheit und der Wald war unverkennbar schön. Erst jetzt schloss ich die Augen und begann bewusst die Gerüche der einzelnen Tiere aufzunehmen. Ahh, Hirsche. Ich öffnete wild entschlossen die Augen und rannte in die Richtung aus der der Geruch kam. Doch noch während ich rannte erreichte mich ein anderer Geruch. Stechend, stark und vor allen Dingen verlockend. Ich blieb wie erstarrt stehen. Ein Mensch. Ein Mensch der blutete. Ich schloss die Augen und spürte nebenbei wie sich mein Mund mit Gift füllte. Er war nicht allein, da war etwas bei ihm. Ein Bär. Ich öffnete die Augen. Hin und her gerissen überlegte ich. Sollte ich zu ihm? Wenn ich dort war, war ich wohl eine größere Gefahr für ihn als der Bär. Aber der Geruch lockte mich zu sehr. Vielleicht konnte ich ihm ja sogar helfen.
Also rannte ich in die andere Richtung, die Hirsche schon längst vergessen. Das erste was ich sah war ein Bär der weit ausholte und dann etwas traf das wie eine Gummipuppe durch die Luft flog und hart gegen einen Baum knallte. Autsch. Ich rannte auf den Bären zu und sprang als dieser sich wieder seinem Opfer zuwandte. Ein gezielter Tritt in den Nacken und das Tier ging brüllend zu Boden. Dabei flog er noch ein wenig weiter und ich landete auf dem Fleck auf dem er gerade noch auf seinen Hinterbeinen gestanden hatte. Ich hörte ein leises Flüstern:

 

„Geh. Renn.“, ich wandte mich der Person zu von der der starke Geruch nach frischem Blut ausging. Mund wässernd.
Doch ich erstarrte. Ohnmächtig lag der junge Mann da, seine rosaroten Lippen leicht geöffnet, die schwarzen Locken unordentlich um sein Gesicht gelegt. Er sah aus wie Veras Sohn. Mein Herz schmolz. Er durfte nicht sterben. Ich hatte immer mal wieder Vera und ihr Glück von der Ferne beobachtet und gesehen was ich nie haben würde. Über die Jahre war ihr Sohn gewachsen und genauso wie der junge Mann der jetzt dort auf dem Waldboden sterbend dalag – genauso hatte auch ihr Sohn ausgehen. Mein Herz wollte nicht zulassen, dass ihm etwas geschah. Bevor mein Verstand bemerken konnte was ich tat hielt ich die Luft an und nahm ihn auf meine Arme. Dann rannte ich durch schnellstmöglich durch den Wald.
‚EDWARD, sag Esme bescheid, verlasst das Haus!’, dachte ich und sah dabei auf den sterbenden Körper in meinen Armen. Edward musste das hören also schrie ich in Gedanken so laut ich konnte. Ich hörte wie sich beide schnellstens vom Haus entfernten. Drinnen angekommen schrie ich so laut ich konnte „CARLISLE!“
Er war bereits auf dem Weg nach unten, er hatte die Flucht von Edward und Esme mitbekommen und natürlich das Blut gerochen.
„Rosalie!“, rief er erschrocken als er sah welche Last ich mit mir trug, dann wurde sein Blick professionell „Leg ihn auf das Sofa und geh.“
„Carlisle.“, er blickte mir in die Augen „Wenn er… Sollte er… Verwandle ihn!“
Mit diesen Worten wandte ich mich ab und folgte Edward und Esme um ihnen zu erzählen was vorgefallen war.

Edward:

Als wir das Wohnzimmer betraten kniete Carlisle neben dem sich verwandelnden Emmett. Er atmete schnell und schrie von Zeit zu Zeit laut auf. Sein Blut hatte keine Wirkung mehr auf uns. Rosalie ging sofort auf ihn zu und kniete sich neben Carlisle hin. Sie nahm seine Hand und betrachtete ihn besorgt. Ich ignorierte die Gedanken um mich herum als ich einige Schritte vorging und ihn mir ansah. Er sah aus wie ein Schrank. Oder um es schmeichelhafter auszudrücken ein Mensch gewordener Bär. Ich betrachtete ihn neugierig bis seine Gedanken zusammenhängend wurden und er die Augen aufschlug. Sein Blick fiel sofort auf Rosalie.
‚Woa’, war sein erster Gedanke und ich begann breit zu grinsen, das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

„Komm schon Edward, sei kein Spielverderber!“
„Emmett – wie oft noch? Ich kann es nicht ausschalten!“
Er verzog enttäuscht das Gesicht „Aber das ist geschummelt.“, meinte er schmollend
„Und du bist viel stärker als ich, ich kann daran auch nichts ändern, genauso wenig wie du.“
Der Schmollmund blieb und brachte mich zum Lachen
„Rosalie schmollt genauso.“, meinte ich „Ihr seid ein tolles Paar.“
Emmett strahlte als das Bild von Rosalie in seinen Gedanken aufkam.
„Sie ist toll oder?“, schwärmte er ‚Obwohl toll gar kein Ausdruck ist. Sie ist… unglaublich’
Ich stöhnte genervt auf. Ich musste dieses Thema ja auch unbedingt aufbringen oder? Jetzt würden wieder all diese schrecklich schnulzigen und teilweise nicht ganz jugendfreien Szenen vor seinem inneren Auge vorübertanzen. Ich hasste das. Ich hasste es so sehr. Sie war schließlich meine Schwester und das waren keine Dinge die ich gerne wissen wollte.
„Emmett!“, tadelte ich ihn als seine Gedanken mir zu schmuddelig wurden (er dachte an eine ihrer Hochzeitsnächte) und er grinste verschmitzt:
„Sorry. Ich vergess immer, dass du das kannst.“, meinte er „Dir würde ne Freundin übrigens auch ganz gut tun.“
„Ja, wenn ich sie nicht töte bevor wir irgendeine Chance auf ne Romanze haben.“, meinte ich ironisch und er lachte laut auf
„Ich dachte da auch eher an eine Vampirfrau, Edward.“
„Pff.“, machte ich nur, bisher hatte ich noch niemanden getroffen der mein Interesse auch nur im Geringsten erwecken könnte
„Ich hätte nichts gegen frischen Familienzuwachs.“, meinte Emmett nachdenklich „Vielleicht wird deine neue Geliebte ja einen starken Bruder haben der nicht schummelt. Oder eine Schwester, ist mir gleich.“
Ich schnaubte amüsiert „Welche Geliebte?“
Tatsächlich würde die Geliebte noch eine Weile brauchen bis sie in mein Leben trat. Doch Familienzuwachs würden wir dennoch bald bekommen…

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Alice:

Josef:

Alex drückte mir eine Mappe in die Hand „Gestern kam eine Neue – Visionen.“, er verdrehte amüsiert die Augen. ‚Was würde er sagen wenn er wüsste, dass er mit einem Vampir spricht?’, dachte ich, wahrscheinlich zum hundertsten Mal. Was ein Vampir in einer Irrenanstalt tat? Das was die meisten draußen taten – sich nähren. Es war am einfachsten hier, keiner vermisste sie, keiner fragte lange nach. Man musste nur vorsichtig sein und die Opfer immer auf eine andere Weise töten. Ich nahm mir zweimal im Monat eine besonders geplagte Seele heraus. Ich redete mir ein, dass ich sie befreite. Schließlich durften sie dann endlich frei sein. An einen Ort einkehren der ihnen hoffentlich Frieden und Ruhe, aber vor allem Freiheit geben würde – ein Ort den ich nie betreten würde, mit meiner geschändeten Seele. Falls ich überhaupt noch eine hatte. Ich öffnete die Glastür vor mir, sie reflektierte mein ewiges Gesicht. Jung für immer, der Traum vieler Menschen, doch wie teuer musste ich ihn bezahlen? Meine schwarzen kurzen Haare fielen mir in die Augen, meine einst braunen Augen waren rot. Ich hatte die perfekte Ausrede gefunden, die ich immer anbrachte wenn ich nach einiger Zeit eine Stadt verließ und mich bei dem nächsten Irrenhaus bewarb. Ich war ein Albino. Innerlich musste ich darüber lachen. Wie gut passte doch diese Krankheit in mein Erscheinungsbild. Hellhäutig und mit roten Augen. Ich erklärte den Menschen ich würde mir die Haare färben, könnte aber keine Kontaktlinsen tragen, da meine Augen so empfindlich seien. Die meisten schmolzen vor Mitleid dahin – Idioten. Ich lief den endlosen Gang entlang während ich die Mappe öffnete.
Ich war Nachtwächter. Und wie ich über diese Aussätzigen der Gesellschaft wachte! Sie waren wie ich. Frei nur in ihren Gedanken, ausgestoßen, fremd und anders. Angst einflößend. Ich nahm tief Luft während ich in der Mappe blätterte.
‚19.
Mary Alice Brandon.’
Mary, was für ein schrecklicher Name. Für mich war sie Alice.
‚Dunkelkammer.’ Gott diese Menschen waren so grausam, sie hielten sie in der Dunkelheit, um einzudämmen was sie mit ihrem dritten Auge sah. Als ob das etwas bringen würde. Idioten, sag ich doch!
‚Visionen’, hallte die Stimme meines Kollegen höhnisch in meinem Ohr. Interessant. Vielleicht hatte mal einer von denen zur Abwechslung mal echte Visionen. Ich grinste leicht als ich oben nach der Zimmernummer suchte. 666. Ich lachte fast auf – wie passend. Der Teufel betrat das teuflische Zimmer der Verdammten. Ironie triefte durch jeden meiner Gedanken.
Ich sollte ihr eine Spritze geben. Na mal sehen ob sich nicht etwas anderes heute in ihre Haut bohren würde. Nun, Alice, ich denke dein letztes Stündlein hat geschlagen.
Ich stand vor Tür Nummer 666 und klopfte an. Ich war der einzige der anklopfte. Aber ich fand es nun einmal unhöflich einfach so einen Raum zu betreten ohne mein Kommen anzukündigen.
Ich betrat den Raum eilig und begann ohne auf das Mädchen zu achten meine Handschuhe auszuziehen. Sie waren zu schön um von Blut beschmutzt zu werden.
„Hallo.“, die helle Stimme ließ mich erschrocken inne halten „Soll ich mein Haar zurücknehmen damit du zubeißen kannst?“
Ich erstarrte. Was wusste sie?
„Miss Brandon, ich werde Ihnen eine Spritze mit Medizin verabreichen, dann werden Sie in Ruhe schlafen.“, sagte ich professionell und nahm aus dem kleinen schwarzen Koffer eine Spritze und füllte sie mit dem verschriebenen Mittel. Ich wusste nicht was es war. Ich hatte mir Papiere gefälscht die vorgaben ich hätte eine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht. Dadurch konnte ich die Jobs mit den Spritzen übernehmen und dann schockierenderweise die toten Patienten der Anstalt „finden“. Die Tarnung war perfekt.
„Oh, ich merke schon, Sie haben ihr Vorhaben geändert.“, meinte sie und tatsächlich, ich wollte sie nicht mehr beißen. Sie war zu interessant. Ich legte die Spritze weg.
„Kannst du in die Vergangenheit sehen oder nur in die Zukunft?“, hätte ich ein Herz würde es wild gegen meine Brust klopfen
„Ich sehe was passieren könnte.“, ich konnte ihre Augen glitzern sehen, das Licht das von der Tür einfiel spendete genug Helligkeit dazu. Natürlich brauchte ich das Licht nicht um sie perfekt zu erkennen mit meinen Vampiraugen. Mir stockte der Atem.
Meine Fähigkeit war die Vergangenheit und als ich diese glitzernden Augen sah blitzten Bilder ihrer Vergangenheit vor meinem inneren Auge vorbei.

Sie, zusammen mit ihrer Schwester, spielend im Garten. Sie, sitzend in einer Ecke in einem dunklen Zimmer, weinend. Ihre Eltern die sie grob am Arm packten – es konnten nur ihre Eltern sein, die Ähnlichkeit war erstaunlich – und sie fort zerrten. Diese Erinnerung dürfte nicht allzu lange her sein. Tränen liefen über ihre Wangen.
‚Aber ich kann doch nichts dazu!’, hörte ich ihre glockenhelle Stimme schreien ‚Ich kann es nicht verhindern’
Ihre Eltern schüttelten bestürzt den Kopf ‚Wir bringen dich in Sicherheit Mary, es wird alles gut’
Die nächste Erinnerung war Alex der vor ihr lief und die Tür zu ihrer Dunkelkammer aufhielt.
Danach war da nur noch Dunkelheit.

Ich blinzelte.
„Was haben Sie gesehen?“, fragte sie „Sie sehen auch, nicht wahr?“
Hoffnung lag in ihrer hellen Stimme und ich konnte sie nicht zerspringen lassen. Und die Wahrheit stand auf meiner Seite
„Ich sehe die Vergangenheit. Ich habe deine Schwester und deine Eltern gesehen.“, ein Lächeln erschien auf ihren Zügen als ich von ihrer Schwester sprach.
Plötzlich sah sie erschrocken aus.
„Gehen Sie Sir, ihr Kollege kommt!“
Ich stand schnell auf und ließ die volle Flasche des Medikaments da, damit Alex dachte ich hätte sie gespritzt wenn er die leere Spritze sah und kein Medikament im Koffer war.
Ich schloss die Tür hinter mir als ich draußen war – keine Sekunde zu spät. Denn Alex öffnete die Glastür und eilte auf mich zu.
„Josef! Du hast vergessen zu unterschreiben.“, meinte er und hielt mir den Schichtzettel unter die Nase. Meine Gedanken waren noch bei Alice während ich unterschrieb.

„Mein Name ist James.“
„Josef.“, stellte ich mich vor, der Kerl war mir unsympathisch. Aber man konnte ja nicht alles haben. Ich war ihm begegnet als ich einen Penner aussaugte. Den würde auch keiner vermissen und da ich nach der Begegnung mit Alice keine Nahrung mehr zu mir genommen hatte brauchte ich irgendwas um nicht den nächst besten Menschen anzufallen. James war auf mich zugekommen und hatte mich angesprochen.
„Bist du allein hier?“, fragte ich
„Ja, meine Gefährtin vertreibt sich die Zeit in der Nachbarstadt.“, meinte James und grinste „Sie holt sich neue Kleidung. Und du?“
„Ich habe hier einen festen Wohnsitz“, er zog die Augenbrauen hoch, es war selten, dass unsereins sich irgendwo niederließ „Aber ich bin allein.“
„Wenn du möchtest können Victoria – meine Gefährtin – und ich dir ein wenig Gesellschaft leisten.“
Das hörte sich gut an, vielleicht war sie ja netter wie er. Ich war schon so lange nicht mit meinesgleichen zusammen gewesen. Außerdem wüsste ich gerne wie seine Vergangenheit aussah und welche besonderen Fähigkeiten er besaß. Es konnte immer von Nutzen sein andere Vampire zu kennen. Wenn man ewig lebte konnte man nie wissen wann man vielleicht einen Freund brauchen würde. Obwohl ich bezweifelte, dass wir je Freunde werden würden.
Und so zogen erst James und dann Victoria zu mir in die kleine Wohnung. Victoria war wirklich netter als James und die Unterhaltungen mit ihr waren interessant. Nichts besonderes, aber interessant. Die Vergangenheit der beiden ließ mich – auch wenn sie es selbst vermieden zu erwähnen – erkennen worin ihre Fähigkeiten lagen. James könnte mir wohlmöglich einmal von Nutzen sein, dachte ich mir im Geheimen. Ich wusste nicht wie falsch ich liegen sollte.
Aber zunächst kam ich der kleinen Alice immer näher. Ihre Vergangenheit berührte mich. Sie hatte ihre Schwester so sehr geliebt und ihre Eltern hatten sie ohne mit der Wimper zu zucken einfach weggeben – als wäre sie für sie gestorben. Desto mehr ich sah umso wütender wurde ich. Das endete darin, dass ich ihre Eltern ermordete. Ihre Schwester verschonte ich, sie traf keine Schuld, sie war nur ein Kind. Ich wusste nicht wie sich langsam, aber stetig dieses Gefühl in mein Innerstes fraß. Alice wurde immer wichtiger, sie zu sehen, mit ihr zu sprechen und ihre Vergangenheit zu durchforsten – all das wurde zu einer Sucht. Ich liebte sie. Es brauchte James um mir dessen klar zu werden.
Er folgte mir, er musste etwas geahnt haben. Vielleicht weil ich begann aufgeregt zu werden wenn ich zur Arbeit musste, immer früher aus dem Haus ging, länger dort blieb als nötig und tagsüber vor Ungeduld kaum ansprechbar war. Alice ahnte von alledem nichts.
James folgte mir unauffällig und erkannte wo meine Vorlieben lagen. Er begann seine Pläne zu schmieden, aber meine Gabe – von der er nichts ahnte – kam mir zu Hilfe. In seinen Erinnerungen sah ich wie er mir ins Irrenhaus folgte und wie er eines Nachts mit Victoria über seinen Plan sprach.
Ich überlegte, ging alle Möglichkeiten durch. Doch es gab nur eine Möglichkeit.
Mit dieser Möglichkeit schwoll auch mein Herz vor Hoffnung auf. Sie würde mein sein, für eine Ewigkeit. Wir würden für immer zusammen sein können.
In einer Nacht und Nebel Aktion entführte ich sie aus der Anstalt.
Im Wald fand ich eine Höhle in der ich sie in Ruhe beißen konnte sodass sie sich verwandelte. Doch James war schneller als ich gedacht hatte. Er folgte mir und gerade als ich von ihr abließ kam er an.
Er griff mich an, ich musste Alice beschützen, noch war sie verwundbar. Also setzte ich mein Leben daran sie mit meiner Kraft zu beschützen. Wir kämpften erbittert. Er um seine Trophäe und ich um meine einzig wahre Liebe. Hinter uns schrie Alice vor Schmerz wie am Spieß. Er erwischte mich, schleuderte mich mehrere Meter weiter und wandte sich sofort Alice zu. Ich konnte ihn gerade noch erreichen bevor er Alice töten konnte. Aber während dem Handgemenge knallte ihr Kopf hart gegen einen Felsen und obwohl – oder vielleicht auch gerade weil – kein Blut floss jagte mich die Sorge. Sie wurde bewusstlos und ihre Stille brachte den Ausschlag.
Das letzte was ich sah war eine einzelne Träne die vom Alice’ Wimpern tropfte, dann wurde alles schwarz.

Alice:

Ich erwachte von einem stechenden Geruch. Was war das? Benommen und verwirrt sah ich mich um, ein Feuer brannte in der Nähe doch es war fast niedergebrannt. Ich ging darauf zu betrachtete es eine Weile und wandte mich dann ab, als ich plötzlich von einer Vision erfasst wurde. Sie war so mächtig, dass ich in die Knie ging. Ein blonder junger Mann sah mit seinen warmen Augen zu mir und lächelte ein bezauberndes Lächeln. Ein Willkommenslächeln. Ich lächelte auch als ich wieder zu mir kam. Egal wer das war, egal was das gerade gewesen war – ich wusste noch nicht, dass ich Visionen der Zukunft hatte, schließlich hatte ich mein Gedächtnis verloren – ich musste ihn finden. Meinen Traumprinzen. Und so machte ich mich auf die Suche nach ihm, mir und der Wahrheit, die ich erst viel später finden würde.

Da war er, nach so langer Suche hatte ich ihn endlich gefunden, der blonde Mann kam herein und mein Blick traf seinen. Ich wusste was er fühlte, denn dasselbe schwoll in meinem Herzen. Und egal was passieren würde, wir würden beisammen sein. Er, mein Traumprinz. Jasper.

„Alice, was siehst du?“, die geliebte Stimme klang dumpf während sich plötzlich alles um mich herum ausschaltete als hätte jemand einen Schalter betätigt.
Ich sah einen hühnenhaften großen jungen Mann mit einem herzhaften Lachen neben einer wunderschönen blonden Frau. Der blonde lachende Mann neben ihnen hatte den Arm um eine brünette Frau gelegt die das herzlichste mütterlichste Lächeln trug das ich je gesehen hatte. Zu ihrer anderen Seite saß ein weiterer Junge, er hatte bronzenes Haar und sie alle hatten gelbe Augen. Doch da war mehr.
Ich selbst saß neben dem Jungen mit dem bronzenen Haar und er hatte geschwisterlich einen Arm um meine Schultern gelegt, neben mir saß Jasper der meine Hand hielt und über etwas lachte, dass der hühnenhafte Junge gesagt haben musste. Alle lachten. Es war ein solch harmonisches Bild, dass sich die Liebe in mein Herz legte obwohl ich diese Personen und das Geheimnis ihrer gelben Augen nicht kannte.
Es war so überwältigend viel Liebe, dass sich meine Augen mit Tränen gefüllt hätten könnte ich noch weinen. Die Vision war so stark wie die Vision von Jasper. Aber wo er alleine mich in die Knie gezwungen hatte brauchte es hier fünf Personen um mich so zu treffen. Jaspers Stimme wurde realer und als ich blinzelte und seinen besorgten Gesichtsausdruck sah lächelte ich wässrig.
„Was, Alice? Was hast du gesehen?“, fragte er besorgt
„Zuhause. Ich hab unsere Familie gesehen.“

 

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Fortsetzung folgt. Es fehlt schließlich noch Jasper!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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